Leichte Bauteile in schweren Zeiten / Smudo und Four Motors am 23. Mai 2020 im Livestream

Gülzow (ots) – Seit Monaten sind Motorsportler weltweit coronabedingt keinen Meter gefahren. Zumindest nicht auf einer Rennstrecke. Das gilt auch für den Reutlinger Rennstall Four Motors und dessen prominentestes Teammitglied, Musiker Smudo. Während die Fahrer zunächst bei der digitalen Nürburgring Langstrecken-Serie im SimRacing antreten, gehen die technischen Entwicklungen des Teams ungebremst weiter. Schon heute zeichnet sich ab, dass diese Entwicklungen auch die automobile Zukunft nachhaltig mitgestalten werden. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn das vor rund 20 Jahren gestartete Motorsportprojekt spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung nachhaltiger Mobilität im Rennsport und darüber hinaus. Eine zentrale Säule stellt dabei der Einsatz von ultraleichten Bioverbundwerkstoffen dar, die mit finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über dessen Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) durch das Anwendungszentrum für Holzfaserforschung HOFZET im Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI, entwickelt werden.

Begleitet wird das Projekt von Porsche Motorsport, die für die Produktion der pflanzenbasierten Bauteile verantwortlich zeichnen. Im Rahmen des auf drei Jahre angelegten Förderprojekts des BMEL kommen dabei die Fasern der Leinpflanze zum Einsatz. Die Materialingenieure in Hannover verwenden dieses Flachsgewebe, da es gut verfügbar, zugfest, besonders fein, homogen, flexibel und drapierfähig ist. Das sorgt dafür, dass sich der Stoff den Bauteilformen gut anpasst. Ein Vorteil im Übrigen, der besonders im Vergleich zu Kohlefasergeweben positiv ins Gewicht fällt. So entstehen beim Flachsgewebe exakte Kanten, die für die Maßhaltigkeit und Qualität der Bauteile wichtig sind.

Das Projekt der Fraunhofer WKI-Forscher gliedert sich in drei Arbeitspakete: die technische, die ökologische und die ökonomische Bewertung, die systematisch aufeinander aufbauen. Während des Projekts werden Türen, Heckflügel und Fronthaube aus Pflanzenfasern an einen Porsche Cayman GT 4 Clubsport von Four Motors montiert und über die Rennsaison evaluiert. So sorgen Smudo und sein Team dafür, dass die biobasierten Werkstoffe nicht nur im Labor, sondern auch unter den Hochleistungs- und Extrembedingungen des Rennsports auf ihre Serientauglichkeit getestet werden. Durch die Zusammenarbeit mit der Porsche AG kann die Entwicklung zudem unter den realen Bedingungen eines Automobilherstellers erfolgen. Die mechanische Charakterisierung der Biowerkstoffe und die Gegenüberstellung verschiedener Fertigungsverfahren dienen dazu, das Potenzial einer möglichen Serienfertigung aufzuzeigen. Für die ökologische und ökonomische Betrachtung werden zusätzliche Daten über die gesamte Lebenszeit eines Bauteils zur Erstellung einer Lebenszyklusanalyse (LCA) ermittelt.

Besondere Relevanz bei der Bewertung des Projekts hat zwangsläufig die Frage, ob Bauteile aus Pflanzenfasern im Wettbewerb mit gängigen Verbundwerkstoffen bestehen können, allen voran den im Automobilbau und insbesondere im Rennsport fest etablierten Kohlefaserverbundwerkstoffen, besser bekannt als Carbon. Für Forscher René Schaldach, beim Fraunhofer WKI operativ für das Projekt verantwortlich, sprechen einige grundlegende Aspekte bereits vor Abschluss des Vorhabens für eine positive Entwicklung und stärkere Verbreitung der Pflanzenbauteile: „Die von uns entwickelten biogenen Verbundwerkstoffe erfüllen einige Ansprüche, die unabhängig von den technologischen Aspekten derzeit immer größere Bedeutung erlangen. So sind die Rohstoffkosten vergleichsweise günstig und der produktionsbedingt geringere Energieverbrauch sorgt für einen sehr kleinen CO2-Fußabdruck. Auch die Tatsache, dass die Bauteile nach ihrem Gebrauch nahezu CO2-neutral und rückstandsfrei thermisch verwertet werden können, trägt ganz sicher dazu bei, dass diese Werkstoffe verstärkt Eingang in die Serienproduktion finden werden. Von ihren reinen Materialeigenschaften her betrachtet spricht da jedenfalls nichts dagegen“, so Schaldach.

Die Frage, ob die Bauteile auch im praktischen Einsatz überzeugen können, beantwortet Thomas von Löwis of Menar, Teamchef von Four Motors, mit einem klaren „Ja“ und ergänzt: „Wir setzen Bioverbundwerkstoffe bereits seit 2006 in unseren Fahrzeugen ein. Die jetzt verfügbare neueste Generation ist in Bezug auf Gewicht, Formgüte und Stabilität auf einem Niveau, das wir vor einigen Jahren so zwar erhofft, aber noch nicht als möglich erachtet haben. Kein Wunder, dass derzeit mehrere andere Teams und Fahrzeughersteller in die Thematik einsteigen.

Für uns ist das eine großartige Bestätigung. Unser langjähriges Engagement für mehr Nachhaltigkeit im Motorsport und der Autoindustrie trägt erfolgreich Früchte.“ Wie das in der Praxis aussieht, demonstrierte Porsche im vergangenen Jahr. Bestärkt durch die Ergebnisse des aktuellen Förderprojekts und die problemlosen Renneinsätze durch Four Motors brachte die Porsche AG Anfang 2019 erstmals ein in Serie produziertes Rennfahrzeug mit Karosseriebauteilen aus Biofaser-Verbundwerkstoffen auf den Markt. Für den 718 Cayman GT 4 Clubsport werden die Türen, Heckflügel, Frontlippe und Diffusor aus einem Naturfasermix hergestellt. Ein wesentliches Zwischenziel der Förderung des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist damit bereits erreicht. Mittel- bis langfristig soll das Förderprojekt dazu beizutragen, dass Bio-Karosserieteile auch in der industriellen Großserienproduktion von Alltagsfahrzeugen im Sinne der Bioökonomie verstärkt zum Einsatz kommen.

Bevor es in der zweiten Jahreshälfte 2020 wieder mit „echten“ Rennen losgeht, lädt Four Motors am 23. Mai bereits alle Interessierten zu einem virtuellen Blick hinter die Kulissen des Teams ein. In einem Livestream werden ab 17:00 Uhr nicht nur das Team mit allen Fahrern einschließlich Smudo vorgestellt, sondern auch alle technischen Aspekte wie der Einsatz der Bioverbundwerkstoffe ausführlich präsentiert.

Livestream : Instagram: @tachotv / Facebook : @fourmotors

Pressekontakt:

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Nicole Paul
Tel.: +49 3843 6930-142
E-Mail: n.paul@fnr.de



Auto News -Carpr.de | Presseverteiler

Kostenlos Pressemeldung veröffentlichen

Ähnlichen Beiträge

Die Bedeutung des richtigen Zeitpunktes beim Autoverkauf: Wie saisonale Trends den Wert beeinflussen

Der richtige Zeitpunkt kann einen entscheidenden Einfluss auf den Wiederverkaufswert Ihres Fahrzeugs haben. In diesem Artikel analysieren wir saisonale Trends und deren Auswirkungen auf den Verkaufsprozess. Nutzen Sie diese wertvollen Informationen optimal aus.

Chancen und Herausforderungen von Car-to-X-Kommunikation in ländlichen Gegenden: Ein Fallbeispiel für die Zukunft

Die Implementierung von Car-to-X-Kommunikation in ländlichen Gegenden bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Während die Technologie neue Möglichkeiten für die Mobilität eröffnet, müssen auch infrastrukturelle Hürden überwunden werden. Erfahren Sie, wie Car-to-X die Mobilität in ländlichen Räumen verändern könnte.

Dashcams im Wandel der Verkehrssicherheit: Ein kritischer Blick auf ihre Verwendung zur Beweissicherung und die damit verbundenen Datenschutzfragen

Die Rolle von Dashcams im Straßenverkehr ist nicht zu unterschätzen, da sie eine entscheidende Hilfe bei der Beweisführung in Unfallszenarien darstellen. Dennoch bringen sie auch zahlreiche datenschutzrechtliche Herausforderungen mit sich, die einer näheren Betrachtung bedürfen. In diesem Artikel bringen wir Ihnen die verschiedenen Facetten von Dashcams näher, um deren Nutzen und Risiken zu verdeutlichen.

Wie sich die Elektromobilität bis 2025 entwickeln wird: Ein Ausblick auf Trends und Herausforderungen für die deutsche Autobranche

Im Jahr 2025 steht Deutschland vor der Herausforderung, die Elektromobilität als neue Norm zu etablieren. Die Kombination aus staatlichen Anreizen und innovationstechnischen Fortschritten könnte entscheidend sein. In diesem Artikel werden zentrale Aspekte und Herausforderungen betrachtet, die die weitere Entwicklung der Mobilität prägen werden.

Der Verkauf von Immobilien Schritt für Schritt – Wie ein Makler Sie bis zum erfolgreichen Abschluss begleitet

Der Immobilienverkaufsprozess ist oft von Unsicherheiten geprägt. Ein Makler kann Sie durch den gesamten Prozess begleiten und für Sicherheit sorgen. Lesen Sie hier, wie diese Zusammenarbeit ablaufen kann.