50 Kilometer Zukunft: Eine Reise in die Geschichte des Volkswagen T2 Elektro-Bulli

Wolfsburg (ots) Ein vollelektrischer Volkswagen Bulli T2, Jahrgang 1979 – gibt es eine schönere Verbindung zwischen Markenhistorie und elektrischer Zukunft? Tatsächlich wurden von diesem Fahrzeug rund 120 Einheiten gebaut.

Eines davon gehört dem ZeitHaus der Autostadt und wurde vor zwei Jahren aufwendig restauriert. Eine Reise in die Geschichte eines einzigartigen Exponats. Der Text von Jens Meiners ist in der Ausgabe April/Mai/Juni 2021 des Magazins AUTO STADT & LEBEN erschienen.

Volkswagen und Elektromobilität – da denken viele an Zukunft. Doch auch beim Blick zurück, möglich zum Beispiel im ZeitHaus der Autostadt, tauchen elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf. Der Grund: Wenn es um alternative Antriebe geht, war Volkswagen immer wieder Vorreiter. Zum Beispiel 1970, als sich der Wolfsburger Konzern mit dem Elektrokonzern Bosch, dem Energieversorger RWE und dem Batteriehersteller Varta zusammentat. Der legendäre Bulli der Generation T2 entstand als vollelektrisches Fahrzeug mit damals beachtlichen 50 Kilometern Reichweite. 120 Exemplare wurden ab 1972 weitgehend in Handarbeit gebaut.

Zeitreise in die Vergangenheit

Fast ein halbes Jahrhundert später, im Jahr 2019, wurde eines der wenigen erhaltenen Exemplare für eine Promotion-Tour in Asien benötigt. Das ZeitHaus besitzt einen solchen Elektro-T2, Jahrgang 1979. Nur fahrbereit war er leider nicht mehr. Daher ging Museumsleiter Andreas Hornig ans Werk. Nachdem zunächst ein Entwicklungsdienstleister mit der Restaurierung betraut wurde, fand Hornig kundige Experten beim Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Systemtechnik in Kassel. Professor Marco Jung übernahm die Projektleitung, ein Team um Roland Gaber kniete sich tief in die Technik hinein. Seit 1990 befasst sich Gaber mit E-Autos von Volkswagen, damals für Siemens – von dort kamen die Elektromotoren. Und er erinnerte sich: Obwohl die Produktion des T2 längst eingestellt worden war, liefen noch etliche Exemplare im Werkverkehr.

Die Restaurierung wurde zur Zeitreise in die Geschichte des Elektroantriebs, denn die Technik hatte sich längst völlig gewandelt. Vor allem in Bezug auf den Energiespeicher: Die im Fahrzeugboden angebrachten Bleibatterien wogen fast eine Tonne. Man konnte sie zur Wartung mit einem Gabelstapler herausziehen; im Prinzip handelte es sich um ein Wechselbatterie-Konzept.

Auch sonst war der Wartungsbedarf nicht unerheblich. Die Steuerung des Elektromotors erwies sich „aus heutiger Sicht als sehr störanfällig, es gab auch Verschleiß“, so Gaber. Volkswagen setzte beim T2 noch auf „Klappertechnik“, also eine festverdrahtete Steuerung; die Stromrichter waren von Hand gebaut, die Widerstände aufgelötet. Das Fahrzeug operiert mit 144 Volt, der von Siemens gebaute Gleichstrom-Motor leistet 15 Kilowatt, was 22 PS entspricht. Erst seit dem elektrischen Golf der dritten Generation setzt Volkswagen auf Wechselstrom-Motoren.

Originalität hat Vorrang

Für Jung und Gaber stand fest: Man wird die alte Technik wieder zum Laufen bringen. Unter Zuhilfenahme alter Schaltpläne wurde jedes Bauteil geprüft, die Stecktechnik repariert, Kontakte und Schraubverbindungen gereinigt. „Zwei Wochen lang haben wir erst einmal alles saubergemacht“, lacht Jung. Sie hätten es sich auch leichter machen können. „Natürlich kann man auch einfach Gabelstapler-Technik in die T2-Hülle stecken“, sagt Gaber. „Aber das wäre Blendwerk.“ Am Ende lief der T2 wieder perfekt und der taubenblaue Klassiker trat bei einer Vorstandspräsentation auf – ein starkes Symbol für die Innovationskraft der Marke.

Wie fährt sich der Elektro-Transporter? Gar nicht schlecht, doch aus heutiger Sicht eher behäbig, findet Gaber. Und berichtet, die Fahrzeuge seien vorwiegend im Flachland bewegt worden; bei einer Geschwindigkeit von 80 bis 90 km/h war Schluss. Wenn doch mal eine Gefällstrecke absolviert wurde, mussten sie darauf achten, die Drehzahlgrenze des Motors nicht zu überschreiten. Den Rückwärtsgang legt man per Schalter ein. Gaber: „Ich erinnere mich gut daran, denn der musste bei der Restaurierung ersetzt werden.“

Nach der Promotion-Tour in Asien kehrte der Transporter wieder ins ZeitHaus zurück. Dort wartet der Elektro-Pionier – der Urahn des elektrischen Bullis ID. Buzz, der ab 2022 in Hannover vom Band laufen wird – nun in fahrbereitem Zustand auf seine nächste Ausfahrt.

Pressekontakt:

Autostadt GmbH
Unternehmenskommunikation
Stadtbrücke
38440 Wolfsburg

Telefon +49 – (0) 5361 40-1444
Telefax +49 – (0) 5361 40-1419
E-Mail: pressestelle@autostadt.de

Original-Content von: Autostadt GmbH, übermittelt durch news aktuell

 

Weiter News Themen:

Ähnlichen Beiträge

Die Bedeutung des richtigen Zeitpunktes beim Autoverkauf: Wie saisonale Trends den Wert beeinflussen

Der richtige Zeitpunkt kann einen entscheidenden Einfluss auf den Wiederverkaufswert Ihres Fahrzeugs haben. In diesem Artikel analysieren wir saisonale Trends und deren Auswirkungen auf den Verkaufsprozess. Nutzen Sie diese wertvollen Informationen optimal aus.

Chancen und Herausforderungen von Car-to-X-Kommunikation in ländlichen Gegenden: Ein Fallbeispiel für die Zukunft

Die Implementierung von Car-to-X-Kommunikation in ländlichen Gegenden bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Während die Technologie neue Möglichkeiten für die Mobilität eröffnet, müssen auch infrastrukturelle Hürden überwunden werden. Erfahren Sie, wie Car-to-X die Mobilität in ländlichen Räumen verändern könnte.

Dashcams im Wandel der Verkehrssicherheit: Ein kritischer Blick auf ihre Verwendung zur Beweissicherung und die damit verbundenen Datenschutzfragen

Die Rolle von Dashcams im Straßenverkehr ist nicht zu unterschätzen, da sie eine entscheidende Hilfe bei der Beweisführung in Unfallszenarien darstellen. Dennoch bringen sie auch zahlreiche datenschutzrechtliche Herausforderungen mit sich, die einer näheren Betrachtung bedürfen. In diesem Artikel bringen wir Ihnen die verschiedenen Facetten von Dashcams näher, um deren Nutzen und Risiken zu verdeutlichen.

Wie sich die Elektromobilität bis 2025 entwickeln wird: Ein Ausblick auf Trends und Herausforderungen für die deutsche Autobranche

Im Jahr 2025 steht Deutschland vor der Herausforderung, die Elektromobilität als neue Norm zu etablieren. Die Kombination aus staatlichen Anreizen und innovationstechnischen Fortschritten könnte entscheidend sein. In diesem Artikel werden zentrale Aspekte und Herausforderungen betrachtet, die die weitere Entwicklung der Mobilität prägen werden.

Der Verkauf von Immobilien Schritt für Schritt – Wie ein Makler Sie bis zum erfolgreichen Abschluss begleitet

Der Immobilienverkaufsprozess ist oft von Unsicherheiten geprägt. Ein Makler kann Sie durch den gesamten Prozess begleiten und für Sicherheit sorgen. Lesen Sie hier, wie diese Zusammenarbeit ablaufen kann.